Werkstattleben
Meine Familie lebte auf dem Lande. Dort hatte sich mein Vater im Schuppen eine Werkstatt eingerichtet. Er baute Hocker, Werktische, Schränke, Schubladen, eine große Remise und vieles mehr, auch filigrane Bootsmodelle mit enormer Detailverliebtheit. Meine Mutter füllte unser Leben mit ihrer Liebe zu uns und der Liebe für die Kunst, Literatur, Musik und eine genussvolle Küche.
Wir Kinder konnten werken, kochen, malen, lesen, hören wann und was immer wir wollten. Die Freiheit war groß. Eine Werkstatt wollte ich später auch mal haben.
Ich fing in der Kindheit an zu stricken, es folgte das Nähen, Häkeln, Sticken, später das Wolle spinnen und das Weben. Lange hing ich in Gedanken an der Idee einer Werkstatt aus meiner Kindheit, bis mir irgendwann zu meiner großen Überraschung auffiel, dass ich schon lange eine eigene Werkstatt habe. Sie ist nur anders.
Wie damals mein Vater habe auch ich heute alles was ich für mein Handwerk benötige. Meine Werkstatt ist über die Jahrzehnte gewachsen und zu meiner überbordenden Freude brauche ich nur zuzugreifen, wenn ich etwas zur Umsetzung meiner Ideen und Herstellung meiner Einzelstücke benötige. Welch ein Glück! Und da ist sie auch wieder – die von mir so geliebte Freiheit im Schaffen. Die Verbindung von Handwerk und Kunst, Hand und Herz, Kreativität und Sinnlichkeit ist für mich eine der ganz großen Wahrhaftigkeiten in meinem Leben.
Da ist eine Werkstatt gewachsen, aus meiner Freude und Neugier, ohne dass ich es forciert oder geplant hatte. Beruhigend, ich kann mir trauen. Ich musste nur mal hinschauen.